Wenn ein Mädchen oder ein Junge früh eingeschult wird und danach noch eine oder mehr Klassen überspringt, kann sie / er sehr früh mit einem Vollstudium beginnen. Häufig wird gefragt, ob es nicht zu große Probleme wegen des Ungleichgewichts zwischen der intellektuellen, körperlichen und emotional-sozialen Entwicklung gibt. Jugendliche, die den Gleichaltrigen in ihrer intellektuellen Entwicklung weit voraus sind, sind es oft auch in den anderen Bereichen, allerdings selten im gleichen Maße. Die Diskrepanz ist also häufig wesentlich geringer als allgemein angenommen. Trotzdem kann es natürlich wegen der ungleichen Entwicklung der verschiedenen Bereiche zu Problemen kommen.

Ein Teil der Probleme ist formaler Natur: unabhängig von ihren intellektuellen Fähigkeiten und ihrer emotionalen Reife dürfen sie sich nicht allein einschreiben oder ein Zimmer mieten, weil sie noch nicht mündig sind. Das Jugendschutzgesetz verbietet bestimmte Dinge und sie können noch keinen Führerschein haben. Sie sind also wesentlich abhängiger von Erwachsenen als Studierende im selben Semester.

Dennoch: die Lösung kann für diese Jugendlichen nicht einfach lauten, sie bei den (fast) Gleichaltrigen zu lassen. Eine Entscheidung gegen ‚radikale Akzeleration’, d.h. um zwei und mehr Jahre, bedeutet nicht, dass die Kinder und Jugendlichen keine Probleme wegen der Diskrepanz in ihrer Entwicklung haben, sie haben andere. Bis zu dem Zeitpunkt, zu dem sie ‚wirklich’ erwachsen sind, nicht nur im Kopf, sondern auch körperlich, emotional und legal, brauchen sie viel Verständnis von und Unterstützung durch Erwachsene, sie brauchen auch, zumindest für einen Teil der Zeit, gleich Befähigte und Interessierte.

In den USA gibt es seit vielen Jahren sehr junge Studierende (Heinbokel 1999). Dort und in Kanada werden sie an einigen Universitäten auf dem Campus in einem Wohnheim zusammengefasst. Zum einen können sie so leichter betreut werden, zum anderen können sie sich gegenseitig unterstützen und helfen.

Sehr jungen Studierende

Franz Kiraly übersprang fünf Klassen und machte sein Abitur mit 14 Jahren (NOZ 17.7.2000)

Minu Dietlinde Tizabi übersprang fünf Klassen und machte 2007 ihr Abitur mit 14 Jahren (Spiegel online 12.7.2007)

Silke wurde früh eingeschult, übersprang nach kurzer Zeit die erste Klasse und später im Gymnasium eine weitere Klasse. Sie machte mit 16 Jahren Abitur (Heinbokel 2009).